Beteiligte trafen sich zu einem ersten Erfahrungsaustausch
Schülern Hilfestellung bei jedweden Problemen zu geben – gleich, ob im schulischen, familiären oder sozialen Umfeld: Das ist eines der Ziele des Landesförderprogramms „Aufholen nach Corona“. Das wurde mittlerweile auf die Schulsozialarbeit an Gymnasien ausgeweitet. Und das aus gutem Grund, berichten Schulleiter doch von wachsenden psychosozialen Problemen bei ihren Schülern. An anderen Schulformen hatte man bereits gute Erfahrungen mit der Arbeit der Schulsozialarbeiter und -arbeiterinnen gemacht. Seit Frühjahr 2022 sind nun zwei Fachfrauen an zwei Neuwieder Gymnasien (Werner-Heisenberg- und Rhein-Wied-Gymnasium) beschäftigt – mit jeweils einer halbe Stelle. Kooperationspartner der Kreis- und Stadtverwaltung sind die Arbeiterwohlfahrt und das Diakonische Werk im Kirchenkreis Wied. Das Förderprogramm ist zunächst bis Mai 2023 befristet.
Am Werner-Heisenberg-Gymnasium trafen sich nun alle Beteiligten zu einem ersten Erfahrungsaustausch. Neuwieds Bürgermeister Peter Jung, der dazu auch den Kreisbeigeordneten Michael Mahlert als Vertreter des Schulträgers eingeladen hatte, unterstrich dabei, wie sinnvoll es sei, die Schulsozialarbeit auch an Gymnasien einzusetzen. Das hätten auch die Wohlfahrtsverbände nach ersten Evaluationen ihrer Arbeit deutlich gemacht. Nun hofft Jung darauf, dass das Programm verlängert wird und das Land sich einer weiteren Finanzierung nicht verweigert. Er sieht die Gefahr, dass mit einem Auslaufen des Aktionsprogrammes die bisher erreichten positiven Effekte wieder verpuffen könnten. In einem Schreiben an das Bildungsministerium werben Oberbürgermeister Jan Einig und Bürgermeister Jung gemeinsam um die Verlängerung des Förderprojekts. Denn das kommt bestens an.
Michael Strauss, Schulleiter des WHG, ist von dem Projekt begeistert. „Lehrer befinden sich immer häufiger in Situationen, für die sie nicht ausgebildet sind“, konstatiert er. „Da sind autonom agierende Stellen wie die Schulsozialarbeit, die zudem auch anonym agieren kann, eine große Hilfe.“ Helmut Zender, sein Pendant vom RWG, betonte, dass man das wichtige Thema Schulsozialarbeit nicht nur an Corona knüpfen könne. „Die Gymnasien sind keine Wolkenkuckucksheime, hier ist während der Pandemie ein riesiger Gesprächsstau aufgelaufen.“ Im Idealfall, so Zender weiter, müsse man zukünftig präventiv arbeiten, in gemeinsam von Schülerschaft und Kollegien initiierten, professionell unterstützten Projekten.
Darauf zielten auch die Beiträge der Vertreterinnen der Wohlfahrtsverbände. Schulsozialarbeit entfalte ihre volle Wirkung erst dann, wenn sie eine nachhaltige Perspektive besitze. Die Bedarfe seien hoch, eine halbe Stelle für zwei Schulen mit
zusammen rund 2000 Schülern eigentlich zu wenig, unterstrichen Ulrike Petry,
Vorstandsvorsitzende des AWO-Kreisverbands, und Renate Schäning, Geschäftsführerin des Diakonischen Werks.
Eine Meinung, die Alisa Häbel, Schulsozialarbeiterin am WHG, unterstützte. „Ich hatte von Beginn an starken Zulauf. Thematisch reicht es vom einfachen ,Herzausschütten´ bis zu komplexen Sachverhalten wie Gewalt in der Familie“, berichtete sie. „Die Schüler akzeptieren mich als Ansprechpartnerin, mit der man rasch psychologische Probleme bei einem Entlastungsgespräch erörtern kann.“ Dass das von großer Bedeutung sei, hob Schulleiter Strauss hervor: „Es ist wertvoll, dass direkt vor Ort agiert werden kann, denn der Weg zu externen Therapieangeboten ist oft lang.“ Er hat jedoch festgestellt, dass aufgrund der guten Vernetzung Häbels, diese Wege mittlerweile kürzer geworden sind. Zum Wohle der Schüler.
Zum Foto: Sie trafen sich zum Gedankenaustausch am Werner-Heisenberg-Gymnasium: Alisa Häbel, Schulsozialarbeiterin am WHG, Kreisbeigeordneter Michael Mahlert, Ulrike Petry, Vorstandsvorsitzende AWO-Kreisverband, Renate Schäning, Geschäftsführerin Diakonisches Werk, Michael Strauss, Schulleiter WHG, Helmut Zender, RWG-Schulleiter, und Bürgermeister Peter Jung.